Die Bartgeier breiten sich weiter aus

Das Jahr 2023 war die bisher beste Brutsaison seit Beginn der Wiederansiedlung der Bartgeier in der Schweiz. Im Tessin ist erstmals ein junger Bartgeier ausgeflogen und 25 Bartgeierpaare haben erfolgreich ein Jungtier aufgezogen, ein Rekord. Der Bestand wird jeweils im Herbst gezählt. Pro Bartgeier ruft daher dazu auf, zwischen dem 14. und 21. Oktober alle Bartgeierbeobachtungen der Stiftung zu melden.

Die Schweiz ist um einen Bartgeier-Kanton reicher. Erstmals ist die Jungenaufzucht eines Tessiner Bartgeierpaars geglückt. Damit ist das Tessin der vierte Kanton, in dem Bartgeier wieder brüten. Die ersten erfolgreichen Bruten fanden 2007 in den Kantonen Graubünden und Wallis statt. Inzwischen gibt es in Graubünden 18 und im Wallis 10 Territorien, die von erfolgreich brütenden Paaren besiedelt sind. Seit 2019 ist im Berner Oberland ein Brutpaar ansässig, das bis heute vier Jungtiere aufgezogen hat. Insgesamt sind in der Schweiz 163 wildgeschlüpfte Bartgeier ausgeflogen. Im gesamten Alpenraum sind es total 461 Jungtiere.

Die erfolgreiche Wiederansiedlung des Bartgeiers in der Schweiz ist auch international von grosser Bedeutung. Denn in vielen Regionen seines einstigen Verbreitungsgebietes in Eurasien und Nordafrika ist der Bartgeier stark bedroht oder ausgestorben. In der Schweiz strebt die Stiftung Pro Bartgeier eine starke, sich langfristig selbsterhaltende Population an, die eine hohe genetische Diversität aufweist und sich weiter ausbreiten kann. Dazu wildert die Stiftung regelmässig junge Bartgeier aus. Seit 2015 finden diese Aktionen im Eidgenössischen Wildtierschutzgebiet Huetstock bei Melchsee-Frutt (OW) statt. 

Die Auswilderungen, der Schutz der Bartgeier sowie die sorgfältige Überwachung des noch kleinen Bartgeierbestandes sind zentrale Anliegen der Stiftung. Zur Bestandsaufnahme führt sie gemeinsam mit Organisationen aus den benachbarten Alpenländern alljährlich die internationalen Bartgeier-Beobachtungstage durch. Diese finden dieses Jahr vom 14. bis 21. Oktober statt. Die Stiftung erhofft sich möglichst viele Meldungen von Bartgeiern, die in diesem Zeitraum im Alpenraum gesichtet werden. Am 14. Oktober werden zusätzlich Freiwillige von fixen Beobachtungspunkten aus während sechs Stunden gezielt nach Bartgeiern Ausschau halten.