Geiernase - so gut wie eine Hundenase?
Im Sturzflug tauchte Junggeier Johannes heute nach seinen abgeworfenen Knochen. Welch Sehleistung, den immer weiter fallenden Knochen im Auge zu behalten und im Wirrwarr von Felswand, Geröll und Vegetation wieder zu finden!
Greifvögel und die in diese systematische Gruppe gehörenden Geier sind bekannt für ihr hervorragendes Sehvermögen.
Doch wie sieht es aus mit ihrem Geruchsinn? Riecht ein Geier sein Tierkadaver?
Holen wir ein wenig aus: bisher wurde der Geruchsinn bei Vögeln im Vergleich zu anderen Tiergruppen als niedrig eingestuft. Doch neue Forschung zeigt, dass viele Vögel erstaunlich gut riechen können und der Geruchsinn bei Vögeln ein ähnlich grosses Potential hat wie bei Fischen und Säugetieren. Einige riechen richtig gut: so orientiert sich der neuseeländische, nachtaktive Kiwi mit seinen Nasenlöchern an der Schnabelspitze nach Geruch. Und Tauben erkennen dank ihrer Nase ihre Landschaft und Herkunft und finden so nach Hause – also nicht alleine mit den Augen.
Und nun zu den Geiern.
Geier werden in zwei Gruppen eingeteilt, in die Neuweltgeier Nord- und Südamerikas und in die Altweltgeier Europas, Asiens und Afrikas.
Der bedeutende Unterscheid: Neuweltgeier haben keine Nasenscheidewand – man könnte (wenn man so will) durch ihre Nasenlöcher im Oberschnabel hindurchblicken – und besitzen einen gut entwickelten Geruchssinn. So riecht der Königsgeier Tierkadaver durch das Blätterdach eines tropischen Regenwaldes und kann der Truthahngeier Kadaver aus bis zu einem Kilometer Entfernung erschnüffeln.
Altweltgeier hingegen – in diese Gruppe gehört Bartgeier Johannes – haben einen weniger gut entwickelten Geruchsinn und verlassen sich auf der Suche nach Aas und Knochen auf ihren leistungsstarken Sehsinn.
Und um die Titelfrage zu beantworten: so gut wie eine Hundenase ist die Bartgeier-Nase nicht.